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TV-SERIE: Kleinvieh macht auch (Esel)-Mist

luftaufnahme_wolsfeldWOLSFELD. Viele "Mitspieler" sind beteiligt, damit in Wolsfeld ein neuer Rasenplatz entstehen kann. Reiner Eppers blättert in der achtseitigen Bewerbung. Sucht der Vorsitzende des SV Wolsfeld (Kreis Bitburg-Prüm) einen neuen Job?

Nein. Mit dem Acht-Seiten-Schriftstück hat der Verein für die finanzielle Beteiligung an seinem Projekt geworben - einen neuen Rasenplatz und einen neuen Trainingsplatz mit Flutlicht. Der bisherige Rasenplatz oberhalb der 800-Einwohner-Gemeinde wurde 1972 angelegt. Die Oberfläche ist abgenutzt, die Drainage funktioniert nicht optimal. "2001 haben wir die Sache in die Hand genommen und verschiedene Möglichkeiten durchgespielt", sagt Eppers.

Harte Diskussionen im Gemeinderat

Das Ergebnis eines Gutachtens: Eine relativ preiswerte Sanierung bringt nichts. Alleine diese Erkenntnis kostete den Verein rund 750 Euro. Statt dessen die große Lösung, für rund 363 000 Euro. Eine Riesen-Summe für einen kleinen Verein und die Ortsgemeinde als Bauträger, deren Vermögenshaushalt in diesem Jahr ein Volumen von 229 700 Euro hat. Also rauchten die Köpfe. "Woher bekommen wir Zuschüsse, welche Auflagen gibt es?" Der Vereins-Vorstand baute erfolgreich auf die Hilfe von Diplom-Bauingenieur Paul Schaefer, der die Pläne und die Kostenrechnung erstellte - teilweise, ohne einen Cent dafür zu nehmen.

Doch alle Überlegungen, alle Argumente wären versandet, wenn die Ortsgemeinde nicht ihr Okay gegeben hätte. "Es gab harte Diskussionen im Gemeinderat", erinnert sich Ortsbürgermeister Heinz Junk. Der Sinn des Projekts wurde hinterfragt - auch angesichts der demografischen Entwicklung, nach der weniger statt mehr Kinder prognostiziert werden. Der Gemeindeanteil von 93 500 Euro wird aus den Rücklagen finanziert, Kredite müssen dafür jedoch für den Kauf des alten Bahngeländes aufgenommen werden - ein weiteres Mammutprojekt für die Gemeinde. Die Folge: In diesem Jahr wird Wolsfeld keinen ausgeglichenen Haushalt haben.

Weitere 27 000 Euro zahlen die elf Ortsgemeinden, die zum Einzugsgebiet der Jugendspielgemeinschaft Nimstal gehören, die den Platz nutzt. Das ist laut Eppers ein Ausdruck von Gemeinsinn, ohne den das Projekt hätte schnell begraben werden können.

Auf Grundlage einer Kostenschätzung wandte sich die Gemeinde im Jahr 2002 mit dem Bewerbungspaket an den Kreis. Auf dieser Ebene wird über die Liste für den "Goldenen Plan" entschieden. Nur wer auf dieser Prioritätenliste vorne landet, kommt in den Genuss der Landesförderung für den Sportstättenbau. Eppers: "Im Jahr 2003 waren wir auf Platz drei der Liste." 2004 gelang der Sprung an die Spitze. Die beiden davor platzierten Projekte waren zwischenzeitlich angegangen worden. Die Förderung über den "Goldenen Plan" sieht in der Regel eine 40-prozentige Bezuschussung vor. Wolsfeld bekommt rund 145 000 Euro vom Land.

Nach den Förderrichtlinien muss die Ortsgemeinde Anforderungen erfüllen. Die Grundsteuer A und B sowie die Gewerbesteuer müssen eine bestimmte Höhe haben. Junk: "Die Gemeinde muss nachweisen, dass Projekt finanziell stemmen zu können." Wolsfeld erfüllt die Auflagen.

Der Bewilligungsbescheid vom Land kam am 22. April 2004. Das Geld bekommt Wolsfeld jedoch nicht auf einen Schlag. Im Jahr 2004 flossen nach Auskunft von Eppers 10 000 Euro. Er schätzt, dass wegen der Haushaltslage im Land die Förder-Summe über drei Jahre verteilt ausgezahlt wird. Das heißt: Die Ortsgemeinde muss in Vorleistung treten.

Neben dem Zuschuss der Verbandsgemeinde von 5000 Euro verbleiben rund 93 000 Euro, die der Verein aufbringen muss. Kreativität war gefragt, die sich auszahlte. Stiftungen wurden angeschrieben. Die Sparkassen-Stiftung zahlt 3000 Euro, die Hans- und Klementia-Langmatz-Stiftung 500 Euro. Eine Eselmist-Lotterie (vergleichbar mit dem bekannten Kufladen-Roulette) brachte rund 4500 Euro. Hinzu kommt viel Eigenleistung. Mitglieder und Helfer der drei die SG Nimstal bildenden Vereine Wolsfeld, Messerich und Alsdorf-Niederweis haben die alte Laufbahn abgetragen, Sprit für die Baumaschinen zur Verfügung gestellt oder den Bagger gefahren. Sie werden die neue Umzäunung errichten, die Außenanlagen gestalten und das Flutlicht für den Trainingsplatz aufrichten. Eppers hofft, dass "nach vier Jahren mit vielen Gesprächen und viel investierter Zeit" der neue Platz Mitte Juli eingeweiht werden kann. Dann kann er vergleichen, ob die in der Bewerbung geäußerten Wünsche der geschaffenen Realität entsprechen.

Quelle: volksfreund.de

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